Die Rauhnächte und ihre Bedeutung

Die Rauhnächte

Die Rauhnächte, jene geheimnisvollen und zauberhaften Tage und Nächte "zwischen den Jahren" gleichen einem leisen Flüstern aus vergangenen Zeiten. Ein Flüstern, das uns dazu einlädt, innezuhalten und zu lauschen. Diese magischen Tage entstammen uralten Bräuchen, die tief in der europäischen Kultur verwurzelt sind. Sie symbolisieren einen magischen Übergang zwischen dem Vergangenen und dem Kommenden. Diese zwölf Tage können wie ein Portal sein, durch das wir uns mit der Welt der Mythen, Träume und unserer eigenen Seele verbinden können. Auch heute, in einer Welt, die oft von Geschwindigkeit und Oberflächlichkeit geprägt ist, entfalten die Rauhnächte eine besondere Kraft und Bedeutung.

Die Rauhnächte sind die Nächte "zwischen den Jahren". Denn das Mondjahr hatte 354 Tage. Das Sonnenjahr hat 365 Tage. Die Nächte zwischen Mond- und Sonnenjahr sind also die Nächte "zwischen den Jahren". In manchen Traditionen beginnen sie am 21.12., in anderen Traditionen am 24.12.

Sie waren von jeher eine Zeit des Wandels, in der die Grenzen zwischen den Welten durchlässiger erschienen. Die Natur verharrt still in diesen Wintertagen, die Tiere halten Winterschlaf oder haben sich in ihre Höhlen und Nester verkrochen. Die Pflanzen haben sich zum Teil in die Erde zurückgezogen. Rückzug hat auch für uns Menschen in dieser Zeit Tradition. Die Tage sind kurz, die Nächte lang, eine Phase im Jahr zwischen Licht und Dunkelheit. Jeder der zwölf Tage "zwischen den Jahren", jede Rauhnacht soll ein Spiegelbild eines Monats im kommenden Jahr sein.

Die Rauhnächte in der modernen Welt

Heute, inmitten von hektischen Tagesabläufen, digitaler Unruhe und Konsumzwang, gewinnen die Rauhnächte eine neue Bedeutung für viele von uns. Sie sind wie ein stiller Ruf, der uns daran erinnert, uns Zeit für uns selbst und das Wesentliche zu nehmen. Diese Zeitspanne zwischen den Jahren bietet eine seltene Gelegenheit, innezuhalten, loszulassen und uns neu auszurichten, uns Zeit für Selbstreflexion und Achtsamkeit zu nehmen. Die Rauhnächte laden uns ein, tief in uns hineinzuhorchen. Sie sind eine Einladung, die Monate des vergangenen Jahres wie ein Buch Kapitel für Kapitel zu durchblättern. Wir können die schönen, sonnigen,  aber auch die dunklen und schmerzhaften Kapitel betrachten und vielleicht daraus Weisheit schöpfen. 

Gleichzeitig können wir aber auch beginnen, unser Buch für das neue Jahr zu gestalten und unsere Wünsche, Ziele und Träume formulieren. Daher sollten wir uns in dieser Zeit nicht zu viele Termine setzen, sondern uns Zeit nehmen für die Innenschau.

Spirituelle Praxis und Rituale
In den Rauhnächten finden alte Rituale wie zum Beispiel das Räuchern oder das Schreiben eines Tagebuches wieder viel Anklang. 

Ich selbst mag es, Affirmationskarten oder Krafttier-Karten zu ziehen. Das tue ich mal mit mehr, mal mit weniger Ernsthaftigkeit, je nach Stimmung. Man kann das auch gemeinsam mit Freunden tun, darüber sinnieren, sich Feedback einholen oder auch gemeinsam darüber lachen. Wir können natürlich auch über die Karten meditieren und uns fragen, was das inhaltlich mit uns selbst zu tun hat. Wir können auch für jeden Monat des kommenden Jahres in jeder Rauhnacht eine Karte ziehen. Meiner Meinung nach sollte man dabei nicht vergessen, dass es vielleicht eher dem Zufall überlassen ist, welche Karte man zieht. Aber wer weiß.... vielleicht sind die Rauhnächte ja doch magisch?

Du kannst auch für jede Rauhnacht einen Zettel mit einem Wunsch aufschreiben und ihn zusammen falten. Dann kannst du in jeder Nacht einen der Zettel (ungelesen!) verbrennen und den Wunsch in den Himmel schicken, wo sich um deinen Wunsch gekümmert wird. Den letzten Zettel öffnest und liest du in der letzten Nacht. Um diesen Wunsch musst du dich selbst kümmern. ;)

Verbundenheit mit der Natur 

Die Rauhnächte erinnern uns an die unendliche Weisheit der Natur. Ein Spaziergang durch die frostige Winterlandschaft, das Funkeln der Sterne am tiefschwarzen Nachthimmel oder das Knirschen des Rauhreifs unter unseren Schritten können uns mit der zyklischen Ordnung des Lebens verbinden. Diese Momente sind wie Balsam für unsere oft erschöpften Seelen und ein liebevolles Erinnern daran, dass wir Teil eines größeren Ganzen sind und dass so Vieles nicht unserem Einfluss unterliegt.

Die Natur vollbringt während des Zyklus eines Jahres wahre Wunder: Pro Jahr werden 400 Millliarden Tonnen Biomasse auf- und wieder abgebaut durch Insekten, Bakterien, Schnecken, Pilze usw. Und das alles nach einem perfekt organisierten Plan! 

In alten Zeiten - vor der Christianisierung - glaubten die Menschen noch an eine Naturgottheit. Von ihr sind nur noch Fragmente geblieben:  Zum Beispiel das Märchen "Frau Holle" . Frau Holle ist  bzw. war eine Gestalt der alten Naturgöttin und lebte in ihrem immergrünen Paradies am Grunde eines Sees (oder Brunnens) . 

Die Göttin veränderte ihre Gestalt während des Zyklus eines Kalenderjahres. Im Frühjahr war sie die Jungfrau mit dem weißen Kleid, im Sommer wurde sie zur Holda mit dem roten Kleid, die die heilige Hochzeit feierte und alles zum Wachsen brachte. Und im Winter wurde sie die schwarz gekleidete Greisin, "Muhme Mählen", die die Herzen der Menschen prüfte und wägte. Übrigens heißt auch unser Holunderstrauch deswegen so. Er hat weiße Blüten, schwarze Früchte und roten Saft und trägt daher die heiligen Farben der Holle. HOLLunder ist also auch ein Überbleibsel der alten Mythologie.

Gemeinschaft und Tradition 

In unserer modernen Welt bieten die Rauhnächte die Gelegenheit, alte Traditionen wieder aufleben zu lassen. Das gemeinsame Spielen, Orakeln, Vorlesen, Erzählen von Geschichten oder Planen des kommenden Jahres in familiärer oder freundschaftlicher Runde schafft eine Verbundenheit, die tiefer geht als Worte oder materielle Geschenke. So können die Rauhnächte eine Brücke zwischen alten Weisheiten und Traditionen auf der einen und modernen Bedürfnissen nach Achtsamkeit und innerem Frieden auf der anderen Seite sein.

Loslassen und Neues erschaffen

In den Rauhnächten können wir vielleicht ein leises inneres Flüstern hören. Eine zarte Stimmte aus scheinbar vergangenen Zeiten, die uns zuflüstert, dass jeder Neubeginn ein Loslassen des Alten voraussetzt. Genau wie die Natur es uns Jahr für Jahr vorlebt.

Diese magischen Nächte laden uns ein, das Alte mit Dankbarkeit zu verabschieden und das Neue mit offenen Armen zu empfangen. In ihrer stillen Magie erinnern sie uns daran, dass wahre Veränderung nicht von außen kommt, sondern tief in uns selbst beginnt. Die Rauhnächte können uns den Raum und die Zeit schenken, unsere Wurzeln zu spüren und unsere Träume zu kultivieren  und unser Leben (wenigstens in dieser Zeit) in Einklang mit der Natur und unserem inneren Rhythmus zu gestalten. Sie sind ein Geschenk der Zeit an uns selbst und an die Menschen, die wir lieben. 

Denn welch größeres Geschenk als kostbare Lebens-Zeit kann es geben?

Habt wundervolle Rauhnächte!

Aila

 

 

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